Eine Auseinandersetzung mit dem ältesten Nutztier der Welt
STUDIERENDE Nina SieverdingSEMESTER Wintersemester 2017/18ART DES PROJEKTS Masterthesis
Das Schaf ist das älteste Nutztier der Welt. Trotzdem ist der Trend zum Schaf zunehmend rückläufig: In der EU sinkt die Zahl der gehaltenen Schafe drastisch. Das ist paradox: Während das Interesse an „gutem“, ökologischem Essen wächst und das Schaf eines der wenigen Tiere in Deutschland ist, das noch so gehalten wird, wie sich die meisten von uns eine „artgerechte“ Tierhaltung vorstellen, scheint der moderne Verbraucher trotzdem kaum etwas vom Schaf zu wissen.
Welche Bedeutung hat das Schaf an anderen Orten im heutigen Deutschland? Ist das Tier nur noch auf den Menschen angewiesen, oder kommt der moderne Mensch vielleicht (wieder) zum Schaf? Bei dem Versuch, diese Frage zu beantworten, entdeckte ich die widersprüchlichsten Perspektiven. Zum einen traf ich Schafzüchter und Landwirte, die in eine dunkle Zukunft blicken, zum anderen begegnete ich ziemlich viel Hoffnung in Form von Initiativen und Querdenkern, die gerade dabei sind, dem alten Tier einen neuen Platz zu suchen.
In den öffentlichen Fokus treten Geschichten rund um das Schaf nur selten – so wie auch andere Probleme der Landbevölkerung von den Berichterstattern aus der Großstadt oft übersehen werden. „Darin spiegelt sich auch die umfassendere Geschichte der Menschen, die in der modernen Welt vergessen werden“, schreibt der englische Schäfer James Rebanks. Doch die Fragestellungen, die sich im vermeintlichen Mikrokosmos der Schafhalter stellen, sind auch für den Stadtbewohner essenziell: Was bedeuten die von Mensch und Tier geschaffenen Kulturlandschaften für unser tägliches Leben? Wie verändert sich unsere Landwirtschaft durch Monokulturen? Welchen Wert messen wir altem Handwerk bei, zum Beispiel dem Spinnen? „Schaf und Mensch“ ist eine Bestandsaufnahme. In den über hundert Seiten kommen Schafhalter, Landschaftspfleger und Designer zu Wort. Begleitend stellen die gelben Seiten sowohl althergebrachte als auch zeitgeistige Ansätze vor, mit denen wir das Schaf wieder zu einem Teil unserer Lebenswelt machen können.